Alpbacher Möbel

+Himmelbett mit der Jahreszahl 1763 am Fußende.

Himmelbett mit der Jahreszahl
1763 am Fußende.
Tiroler Volskunstmuseum,
Innsbruck

Die Alpbacher Möbel sind eine Besonderheit, die schon sehr früh zu
einem begehrten Sammelobjekt wurden.

Nicht nur in Museen - vor allem im Tiroler Volksunstmuseum -, sondern auch in Privathaushalten in ganz Tirol
und in Bayern stoßen wir auf Alpbacher Möbel. Viele von ihnen gelangten durch den Brixlegger Josef Rebitsch 
und seinen gleichnamigen Sohn in neue Hände. J. Rebitsch erkannte schon früh die Qualität der Möbel und
überredete viele Bauern, ihre Möbel an ihn zu verkaufen. Trotzdem haben sich in Alpbach eine Reihe von
 hervorragenden Truhen und Kästen erhalten.

Die Alpbacher Möbel werden immer wieder mit der Alpbacher Familie Pletzacher in Verbindung gebracht, die
über Generationen sich der Möbelherstellung widmete. Nur ihr Handwerksbetrieb hatte eine
Gewerbeberechtigung (seit 1716).

Neben den Pletzachers finden sich in den Alpbacher Sterbebüchern eine ganze Reihe von Personen, die wie
die Pletzacher als faber lignarius bezeichnet werden. Allerdings besteht die Schwierigkeit, daß faber lignarius
einmal für Zimmermann, ein anderes Mal für Tischler steht. Auch die Bezeichnung Holzmeister ist zu finden.
Eine strenge Trennung dürfte wohl nicht bestanden haben. Die im Holzbau geübten Zimmerleute werden
sich auch an die Möbeltischlerei gewagt haben, wie dies Veit Pletzacher tat, dessen »Pfuscherei« 1716
mit der Erteilung der Gewerbeberechtigung ein Ende fand und von der Zunft in Rattenberg sanktioniert wurde.

Im 17. Jahrhundert finden wir in den Matrikeln als Tischler und Zimmermann Caspar Pichler zu Unterberg, Sebastian Pichler zu
Alsten, Christian Schneider zu Roßmoos, Andreas Pichler, Rupert Bischofer am Hoferhäusl in der Au und Veit Pletzacher am
Hansler (auch Häusler) erwähnt. Einen Johann Carl von Humerau konnte ich nicht finden. Weiters scheinen im 18. Jahrhundert
Christian Pletzacher im Dorf, Paulus Prunner zu Drum (?) Petrus Margreiter, Adam Schwarzenauer und Johannes Bischofer 
sowie Bartlmä Pletzacher auf.

Bartlmä Pletzachers erster Sohn Veit heiratete in Erlsbach ein und wird als Tischler bezeichnet, das Anwesen des Vaters übernimmt Johann.
Im 19. Jahrhundert wird Andrä Pletzacher zu Maurach genannt. All diese und wohl noch andere haben die Möbel in Alpbach geschaffen. Da kein
einziges Möbel bezeichnet ist, kann ma keine Zuschreibungen an einen bestimmten Handwerker vornehmen.

Neben der tischlerischen Qualität zeichnet die Möbel vor allem ihre Bemalung aus. Es gibt aber im 17. und 18. Jahrhundert in den Matrikeln
keinen einzigen Hinweis auf einen Maler. In der Überlieferung wird unter den Pletzachers im 18. Jahrhundert der »Venediger« hervorgehoben,
den man als Bartlmä (* 1705) zu identifizieren glaubt und erwähnt, dass von ihm der Hauptaltar und der Frauenaltar in der Alpbacher
Pfarrkirche stamme. Den Hauptaltar, urkundlich 1722, bezeichnet 1727, schuf wohl eher Veit Pletzacher. Bartlmä Pletzacher dürfte für den
Frauenaltar (1764) in Frage kommen.

+Himmelbett mit der Jahreszahl 1763 am Fußende.

Sockeltruhe, 2. Hälfte 17. Jahrhundert. Zwei von
Gitterwerk umrahmte Bogenfelder; die Malerei
mit Umrißzeichnung ahmt Intarsienarbeit nach.
© Photo Archiv Pfaundler

+Truhe, bezeichnet 1664.

Truhe, bezeichnet 1664. Stand auf den Seitenwänden;
drei Rechteckfelder mit Arabesken in Umrißzeichnung,
schwarz-rot ausgemalt; am geschweiften Blendsockelbrett
Sternrosetten und Ranken. © Photo Archiv Pfaundler


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Kasten, bezeichnet „18 Maria 07 Schwarzenauerin“.
zweitürig mit abgeschrägten Ecken und ausladendem
Kranz- und Fußgesims, auf »gedrückten« Balusterfüßen;
in den Türfeldern sind auf graublauem Grund Blumenvase
und in den Schrägen Blumenranken; Kammzugmalerei
© Photo Archiv Pfaundler

+Sockelkasten, bezeichnet 1763

Sockelkasten, bezeichnet 1763. Zweitürig, reiches
variierendes Gitterwerk und plastische Rosetten; Bogen-
bzw. Rautenfeld mit Blumendekor; Tierfriese mit Gemse,
Hirschen, Steinböcken, Elefant, Löwe, Einhorn und Vögeln;
aufsteigende Blumenranken.
© Photo Archiv Pfaundler