In der Gömachtnacht gieng einmal ein Thierbacher Bauer von der Oberau heim. Es war kalt, daß bei jedem Tritt der Schnee unter seinen Füßen
krachte, denn der Himmel war glasheiter. So hell war es in dem Kopf des Bauern aber nicht, er hatte im Wirtshaus unten mit lustigen Kameraden
ein bislein zu tief in's Glas geschaut, und weil er nicht selten, statt einen Fuß vor den anderen zu setzen und zwischen den Ohren hindurch der
Nase nach fortzugehen, wie der umgehende Schuster drei Schritte vorwärts und zwei rückwärts tat, so mußte er schon fein oft Athem holen,
bis er zur Breitenlechner Rastbank hinauf kam.
Es schlug eben zwölfe und er setzte sich nieder. Da hörte er aus der Ferne reden, viele Stimmen durcheinander; das kam immer näher und näher
und gähling zog die Berchtl mit ihren Kindern gerade neben ihm vorbei. Das kleinste war zu hinterst, denn es hatte ein langes Hemdlein an und
trat alleweil darauf, daß es am Fürbaßgehen gehindert wurde. Der Bauer hatte Erbarmen, er nahm sein Strumpfband und schürzte ihm das
Hemdlein hinauf, dann setzte er sich wieder nieder. Da trat die Berchtl vor ihm hin und sagte ihm voraus, weil er so mitleidig und gut gewesen,
werden alle seine Nachfolger tüchtig hausen und genug Zeug und Sach haben. Und wie die Berchtl prophezeit hat, traf es auch ein, und noch
heutzutage erfreuen sich die Nachkommen jenes Bauern auf dem Hof "zu Hörbig" eines glücklichen Wohlstandes.